Wenn Sie sich die Zeit nehmen, die Vorderradbremse richtig einzusetzen, werden Sie ein sicherer Fahrer sein.
Viele Fahrradfahrer scheuen sich, die Vorderradbremse zu benutzen, in der Angst, dabei über den Lenker zu stürzen. So etwas passiert, aber meistens Leuten, die nicht gelernt haben, die Vorderradbremse richtig zu dosieren.
Ein Fahrradfahrer, der sich beim Bremsen allgemein auf die Hinterradbremse verlässt, kann in eine Notsituation geraten und greift in seiner Panik nach der ungewohnten Vorderradbremse für zusätzliche Bremskraft. Dies kann die klassischen "Über den Lenker stürzen"-Unfälle verursachen.
Jobst Brandt hat eine sehr pausible Theorie, dass die typischen "Über den Lenker"-Unfälle nicht so sehr durch das zu starke Abbremsen verursacht werden, sondern viel mehr durch starkes Bremsen, ohne gleichzeitiges Abstützen mit den Armen: Das Fahrrad bleibt stehen, die Schenkel des Fahrers bewegen sich nach vorne, bis sie gegen den Lenker stossen, und das Fahrrad, das nicht mehr länger das Gewicht des Fahrers trägt, kippt nach vorne.
Dies kann nicht passieren, wenn Sie nur die Hinterradbremse verwenden, denn sobald das Hinterrad abhebt, gibt es keine Bremswirkung mehr, die dadurch verursacht wurde. Unglücklicherweise braucht es aber mehr als doppelt so lange, nur mit der Hinterradbremse alleine zum Stehen zu kommen, weshalb es für jeden Fahrradfahrer zu unsicher ist, der schneller fährt. Es ist wichtig, dass Sie ihre Arme einsetzen, um sich selbst während einer starken Bremsung abzustützen, um Lenkerstürze zu vermeiden. In der Tat ist es eine gute Technik, sich auf dem Sattel soweit wie möglich nach hinten zu bewegen, um den Schwerpunkt möglichst weit nach hinten zu verlagern. Dies gilt sowohl für die Verwendung der Vorderradbremse, der Hinterradbremse oder beiden gleichzeitig. Die gleichzeitige Verwendung beider Bremsen kann ein "Schlingern" bewirken. Wenn das Hinterrad rutscht, während gleichzeitig vorne gebremst wird, neigt das Hinterrad dazu, nach vorne zu schwingen, da das vordere Laufrad eine stärkere Verzögerung ausübt, als das hintere. Sobald das Hinterrad zu rutschen beginnt, kann es sich genauso leicht zur Seite bewegen, wie vorwärts.
Wenn Sie mir nicht glauben, kann Sie vielleicht John Forester überzeugen...sehen Sie sich seinen Eintrag in der rec.bicycles FAQ über die Verwendung der Vorderradbremse an. Unglücklicherweise hat der Betreiber dieser Site die Angewohnheit, Links häufig zu ändern, weshalb Sie evtl. im Index der rec.bycicles FAQ nachsehen müssen, um den Artikel zu finden.
Wenn Sie ein konventionelles Fahrrad fahren, ist der beste Weg zum Erlernen der Beherrschung der Vorderradbremse, auf einem Parkplatz oder einem anderen sicheren Platz mit beiden Bremsen zu üben, aber die meiste Kraft in die Vorderradbremse zu geben. Pedalieren Sie, während Sie bremsen, so dass ihre Beine ihnen unmittelbar zeigen, wann das Hinterrad zu rutschen beginnt. Üben Sie zunehmend stärkere Bremsvorgänge, bis dies beginnt, so dass sie das Gefühl einer starken Bremsung, bei der das Hinterrad fast abhebt, kennenlernen.
Eingie Fahrradfahrer bevorzugen es, ein Fahrrad ohne Freilauf, ein "Fixed Gear", zu fahren. Wenn man auf einem "Fixed Gear" vorne stark abbremst, gibt einem der Kettenantrieb eine hervorragende Rückmeldung über die Traktion des Hinterrads. (Dies ist einer der Gründe, weshalb "Fixed Gear"-Fahrräder für Fahrten im Winter bevorzugt werden.)
Wenn man auf einem "Fixed Gear" nur vorne bremst, zeigen einem die Beine exakt, wann man die maximal mögliche Bremswirkung der Vorderradbremse erreicht. Sobald man das auf einem "Fixed Gear" gelernt hat, wird man in der Lage sein, jedes Fahrrad besser abzubremsen, indem man nur die Vorderradbremse benutzt.
Wenn Sie das Konzept eines "Fixed Gear"-Fahrrads faszinierend finden, es gibt von mir einen Artikel über "Fixed Gear"-Fahrräder für die Benutzung auf Strassen und auch eine Seite mit Erfahrungsberichten über "Fixed Gear"-Fahrräder von glücklich "Bekehrten".
Aus diesem Grund montiere ich meine eigenen Fahrräder so, dass man mit der rechten Hand die Vorderradbremse betätigt, was aber nicht die Norm in den U.S.A. ist.
Ich verfahre auch so, weil ich Rechtshänder bin und mit meiner geschickteren Hand die kritischere Bremse bedienen will. Siehe dazu auch meinen Brief an das Bike Culture Magazin.
Worüber man Kontrolle hat, ist ob man das Fahrrad mehr, weniger oder gleich stark schräg stellt, wie den eigenen Körper, um den Schwerpunkt so weit zu verlagern, wie nötig.
Dieser Ansatz ist bei Anfängern beliebt, die dafür zurückschrecken, sich seitwärts zu lehnen und die weniger die Orientierung verlieren, indem sie ihren Körper mehr aufrecht halten.
Diese Technik wird von einigen Rennfahreren und Trainern empfohlen, da man damit rutschende Räder besser in den Griff bekommt, aber ich glaube es nicht.
Dieser Ansatz ist bei Fahrern beliebt, die befürchten, mit dem Pedal die der Strasse zu streifen. Diese Befürchtung betrifft speziell Fahrer von "Fixed Gears" (Fahrräder ohne Freilauf), da sie während des Abbiegens nicht frei rollen können.
Diese Technik wird auch von einigen Rennfahrern und Trainern empfohlen, da man damit rutschende Räder besser in den Griff bekommt, aber ich glaube es nicht.
Diese Technik hat den Vorteil, die Steuerachse, die Kontaktstellen zwischen Reifen und Untergrund und den Schwerpunkt in einer Ebene zu halten. Dadurch werden die Fahreigenschaften des Fahrrads beibehalten und die Wahrscheinlichkeit für rutschende Reifen reduziert. Sie können dies selbst mit einem Experiment überprüfen, dass Jobst Brandt vorgeschlagen hat:
Um dies zu überprüfen, fahren Sie eine gerade, aber unebene Strecke, während Sie auf einem Pedal stehen und das Fahrad leicht schrägstellen. Beobachten Sie dabei, wie das Fahrrad einer zufälligen Linie folgt. Im Gegensatz dazu, wenn Sie mittig über dem Fahrrad fahren, können Sie freihändig perfekt geradeaus über unebene Strecken fahren. Wenn man sich über das Fahrrad herauslehnt, kann man keine gerade Linie über Unebenheiten der Strecke fahren, speziell in Kurven. Die beste Kontrolle hat man, wenn man mittig über dem Fahrrad bleibt."
Er erregt sich besonders über neue EU-Richtlinien, die festlegen, dass die Vorderradbremse mit der rechten Hand betätigt werden soll. "Die Probleme fangen an, wenn ein Fahrrad mit der Vorderradbremse auf der rechten Seite gefahren wird...in jedem Land, wo der Verkehr rechts fährt. Das Handzeichen zum Abbiegen nach links, über den Verkehr, ist viel gefährlicher als das Zeichen zum Abbiegen nach rechts. Mit der rechten Hand...nimmt das Gefahrenpotential durch die Vorderradbremse zu. Vorne abzubremsen, wenn man nur eine Hand am Lenker hat, kann zu einem instabilen Vorderrad führen. Darüber hinaus bewegt sich der Oberkörper des Fahrers nach vorne, wenn das Fahrrad abrupt abgebremst wird, was zu einem zusätzlichen Druck auf den rechten Teil des Lenker führt."
Ich muß seine Haltung einem allgemeinen Mißverständnis über Bremsen zuschreiben. Bei Fahrrädern, wie nahezu bei allen Fahrzeugen mit Rädern, ist die Vorderradbremse die wichtigere und effektive Bremse. Die Vorderradbremse alleine kann ein Fahrrad doppelt so schnell zum Stehen bringen, wie die Hinterradbremse alleine, mit Ausnahme auf sehr rutschigen Oberflächen.
Unlücklicherweise haben viele Gelegenheitsfahrer und Nicht-Fahrradfahrer die falsche Vorstellung, dass die Verwendung der Vorderradbremse gefährlich ist und dass man leicht das Vorderrad blockiert, über den Lenker stürzt und sich den Schädel bricht. Diese Art von Unfällen ist extrem selten und sehr unwahrscheinlich auf einem gut gewarteten Fahrrad, dass von einem Fahrer benutzt wird, der gelernt hat, die Vorderradbremse gefühlvoll einzusetzen.
Die Gefahr besteht eher bei Fahrrädern mit beschädigten Felgen oder falsch eingestellten Bremsen. Die Gefahr ist noch grösser bei Fahrern, die sich aus Gewohnheit nur auf die Hinterradbremse verlassen und plötzlich mit einer Notbremsung konfrontiert werden. Ein Fahrer in Panik, der keine Erfahrung mit der Vorderradbremse hat, betätigt diese im Notfall als letzte Rettung mit voller Kraft und wird möglicherweise einen Sturz erleiden.
Wenn Sie mir die Analogie zu Autos in diesen grünen Seiten vergeben, ein Fahrer, der nie einen Wagen mit kräftigen Bremsen gefahren hat, wird Anfangs einige Male damit in's Rutschen geraten, wenn er ein Auto fährt, dass entsprechend ausgerüstet ist. Das bedeutet aber nicht, dass etwas mit den kräftigen Bremsen nicht stimmt, sondern es bedeutet viel mehr, dass der Fahrer lernen muss, sie richtig einzusetzen.
Ich fahre regelmässig ein "Fixed Gear"-Fahrrad nur mit einer Vorderradbremse. Das ist ein hervorragender Weg, die feine Steuerung der Vorderradbremse zu lernen, da man durch den fehlenden Freilauf eine sehr gute Rückmeldung über die verbleibende Traktion am Hinterrad bekommt.
In den frühen 80ern wurde ich davon angesteckt, mit dem Mountain Bike in den Wäldern zu fahren und habe meinen Bremsstil komplett angepasst, um mit den unebenen Waldwegen zurechtzukommen.
1988 bin ich für ein Jahr nach Frankreich umgezogen und wieder zum Fahren auf Strassen zurückgekehrt. In der Nähe meines Hauses gab es ein wundervolles Stück Strasse in Richtung des Tals, die La Route des Sept Tournants genannt wurde. Es ist eine Reihe von wechselnden Serpentinen, wundervoll asphaltiert, sehr gut gebaut. Ich habe dort regelmässig auf einer meiner bevorzugten Runden Abfahrten gemacht. Das Problem war, ich konnte nie wirklich schnell fahren, da ich immer das Gefühl hatte, die Traktion am Hinterrad zu verlieren und aus den Kurven zu fliegen. Nach einigem Monaten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich ängstlich wurde, nachdem ich ein mittleres Alter erreicht hatte. I erinnerte mich daran, dass ich früher ähnliche Kurven auf meinem alten "Fixed Gear" ohne Hinterradbremse gefahren bin--Moment, vielleicht ist es genau das! Das nächste Mal, als ich diese Strecke fuhr, beschloss ich, meine nicht Hinterradbremse zu benutzen, solange ich nicht das Gefühl hatte, sie wirklich zu brauchen--Ich würde langsam beginnen, nur so schnell, wie ich mich mit der Vorderradbremse alleine sicher fühlte.
Mirable dictu, ich bemerkte, dass ich wieder mein altes Selbst war! Es war in der Tat so, dass das Hinterrad immer kurz vor dem Abrutschen war, und das nur, weil ich die hintere Bremse benutzt hatte. Ohne die Wirkung der Hinterradbremse, gab es keine Gefahr mehr, dass das Hinterrad rutschen würde. Das Vorderrad hatte dank der Gewichtsverlagerung beim Einsetzen der vorderen Bremse, die ich immer noch benutzen musste, ebenso viel Traktion.
Viele Leute werden einem erzählen, dass es gefährlich ist, die Vorderradbremse in einer Kurve zu benutzen; Ich würde antworten, dass dies der Fall ist, wenn die eigene Technik zum Bremsen/Abbiegen nicht korrekt ist. Der Schwerpunkt von Fahrer/Fahrrad muss in einer Kurve verlagert werden. Es gibt drei Wege, dies zu tun. Ein Weg ist es, das Fahrrad mehr oder weniger aufrecht zu halten, aber den Körper in die Kurve zu lehnen. Ein anderer ist es, den Körper mehr oder weniger aufrecht zu halten und das Fahrrad unter sich schräg zu stellen. Die dritte und normalerweise korrekte Technik ist es, den eigenen Körper und den Rahmen des Fahrrads in einer Linie zu halten und Fahrrad und Fahrer als Einheit in die Kurve zu lehnen.
Fahrrad und Fahrer unterschiedlich stark schräg zu stellen verschlechert die Fahreigenschaften des Fahrrads, da der Schwerpunkt zur Ebene der Räder seitlich verlagert wird. Wird die Vorderradbremse währenddessen betätigt, bewirkt die Bremskraft gleichzeitig eine Richtungsänderung durch den nicht mehr mittig liegenden Steuersatz. Jobst Brand hat einen hervorragenden Weg, wie man sich selbst davon überzeugen kann: versuchen Sie eine gerade, aber unebene Strasse zu befahren, während Sie das Fahrrad auf eine Seite lehnen, und ihren Körper auf die andere. Wenn sie mutig sind, versuchen Sie die Vorderradbremse sehr leicht zu betätigen.
Ich muss ein wenig zum Widerspruch sagen, ob Regierungsstellen den Menschen sagen sollten, wie sie ihr Fahrrad montieren. In den U.S.A., hat die De-Fakto-Regelung durch die Regierung dazu geführt, dass alle neu verkauften Fährrader obligatorisch die Vorderradbremse auf der linken Seite haben. Ich bin stark dagegen. Als Ergebnis davon hatte ich einen Beinahe-Unfall: Ich war mit einem ungewohnten Fahrrad unterwegs, dass die Vorderradbremse links hatte, obwohl ich es andersherum gewohnt bin. An einer Kreuzung wurde ich von einem Auto geschnitten und ich habe instiktiv mit der rechten Hand zugegriffen. Nachdem dies die Hinterradbremse war, konnte ich kaum rechtzeitig bremsen!
Ich werde einen weiteren Grund anführen, weshalb die Vorderradbremse rechts liegen sollte: Die meisten Menschen sind Rechtshänder. Ich denke, wir können alle zustimmen, dass die Vorderradbremse mehr Geschicklichkeit erfordert, als die Hinterradbremse; daher sollte sie der geschickteren Hand zugewiesen werden.